Groß war unser Entsetzen, als wir letzten Mittwoch, den 22.4.2020, den neuen Entwurf des Kleingartenentwicklungsplans der Presse entnehmen mussten. War noch im vorigen Entwurf für die gesamten landeseigenen Kolonieflächen eine Nutzungsperspektive bis 2030 ausgewiesen, so heißt es nun plötzlich, dass der Block 1 unserer Kolonie an der Babelsberger Str. mit 19 Parzellen auf 4255 m2 Baufläche Schule sein soll. Dies betrifft 16% unserer Gärten. In dem Schulgebäude neben dieser Koloniefläche ist seit 2017/2018 die neue Wangari-Maathai-Internationale Schule für Kinder hochmobiler Familien untergebracht. Im Herbst letzten Jahres hieß es noch, die Schule würde bald in die Levetzowstr. 3-5 umziehen. Nun soll sie hier am Standort zulasten unserer Gärten erweitert werden. Besonders erbittert uns, dass niemand vorher mit uns als Betroffenen das Gespräch gesucht hat.
Noch am 3.3.2020 beantwortete der Stadtrat Oliver Schruoffeneger eine kleine Anfrage von Susanne Klose zum Block 4 unserer Kolonie, der sich in Privatbesitz befindet, dahingehend, dass für den Rest der Kolonie (also die landeseigenen Blöcke 1, 2, 3) bis zum Jahr 2030 keine Inanspruchnahme vorgesehen ist:
- Sieht das Bezirksamt eine Möglichkeit, die Kolonie am Stadtpark I dauerhaft
zu sichern?
Die anderen drei Blöcke der Kolonie sind im Kleingartenentwicklungsplan-Entwurf der Kategorie 3 – „Kleingärten mit langfristiger Nutzungsperspektive“ zugeordnet, die landeseigene
Kleingärten in FNP-Bauflächen oder Flächen, für die Baurecht besteht, umfasst. Der Flächennutzungsplan weist alle vier Blöcke als Baufläche aus.
Die beiden Blöcke südlich der Waghäuseler Straße liegen im Geltungsbereich des Bebauungsplans IX-118, der als Art der baulichen Nutzung Gemeinbedarfsflächen festschreibt, für die beiden nördlichen Gebiete gibt es keinen Bebauungsplan (Baunutzungsplan: gemischte Gebiete). Für die Flächen in der Kategorie 3 ist aber bis zum Jahr 2030 keine Inanspruchnahme
vorgesehen. Für eine dauerhafte Sicherung darüber hinaus, müssten entsprechende planungsrechtliche Grundlagen geschaffen werden.
Wir haben inzwischen Informationen darüber, dass sich die Expansion der Schule am jetzigen Standort schon auf der Schulkonferenz Sept./Oktober abzeichnete und im Januar 2020 von SenBJF in die KEP-Beteiligungsrunde eingebracht wurde.
Sehr verwundert sind wir, dass Am Stadtpark I im 1. Entwurf des KEP 2030 mit allen seinen Blöcken eine „sehr hohe“ Bewertung urbaner Kontext erhalten hat (S. 85), während plötzlich im 2. Entwurf (Anhang KEP 2030, S.22) Block 4 nur noch mit „mittel“ bewertet wird und der Rest der Kolonie (Block 1, 2 und 3) mit „hoch“.
Es gibt viele mögliche Standorte einer neuen internationalen Schule für hochmobile Familien, es gibt aber nur einen Standort für unsere in 100 Jahren gewachsene Kolonie. Eine Vernichtung von Gärten mit wertvollem Obstbaumbestand wäre ein Verrat an allem, wofür die Namensgeberin der Schule sich eingesetzt hat, die für ihr Umweltengagement und ihre Baumpflanzaktionen in Kenia 2004 den Friedensnobelpreis erhielt. Sie widerspräche auch dem BVV-Beschluss zur Übernahme des Bürgerbegehrens, das den Erhalt der bezirklichen Grünflächen, einschließlich der Kleingärten beinhaltet.
Unsere sehr schöne innerstädtische Kolonie mit ihren zahlreichen Aktivitäten auch für die Allgemeinheit, mit ihrem offenen Vereins- und Lesegarten, ihrem Mitmachgarten und dem Schul- und Kitagarten ist äußerst beliebt, uns liegen derzeit 151 Bewerbungen für einen Garten vor, dazu gehören 120 Kinder unter 18 Jahren. Die Kolonie ist wichtig für Leben, Gesundheit, Naherholung und Zusammenhalt im Kiez von Jung und Alt, für Umweltbildung, Klima- und Artenschutz – gerade auch in Krisenzeiten. Sie wurde 1919 gegründet und ist historisch bedeutsam als größte verbliebene Kolonie des einstigen Kleingartengürtels rund um den Volkspark Wilmersdorf. Sie weist zum Teil noch alte und sehr alte Lauben und einen alten, wertvollen Obstbaumbestand auf.
Wenn Sie sich für den Erhalt dieser Gärten einsetzen möchten, freuen wir uns, wenn Sie unsere Onlinepetition unterzeichnen: https://weact.campact.de/petitions/rettet-block-1-der-kleingartenkolonie-am-stadtpark-i-in-berlin-wilmersdorf?share=4c8d3b9b-b45c-4eea-8f55-43765a5a3d34&source=copy_email&utm_source=copy_email
Wir freuen uns auch über Ihre Zuschrift zur Veröffentlichung auf unserer Webseite oder auch andernorts an: rettetblock1@kolonie-am-stadtpark.de
Sie können sich auch an Ihre Politiker*innen auf Bezirks- und Landesebene wenden.