2020_04_28 Zuschrift von Corry Finné

Ich bin empört, dass ein Teil der Kolonie nun der Schule weichen soll. Gestern im Park lagen die Menschen dicht an dicht. Ich finde es immer sehr angenehm an der Kolonie vorbeizugehen und grüne Gärten zu sehen und bin natürlich auch immer neidisch auf die Gartenbesitzer. Es graust mir, dass auch dieser Kiez bald nur noch durch monotone Neubauten durchkreuzt werden kann. Besonders ärgerlich finde ich die mangelnde Demokratie und Intransparenz der Stadtverwaltung.

Ich wünsche Ihnen viel Glück und Durchhaltevermögen für die Kolonie zu kämpfen.

Mit freundlichem Gruß

Corry Finné, Hebamme

Offener Brief an die Politiker*innen von Charlottenburg-Wilmersdorf

Offener Brief an die Politiker*innen von Charlottenburg-Wilmersdorf

Retten Sie den Block 1 der Kleingartenkolonie Am Stadtpark I in Berlin-Wilmersdorf

Berlin, den 27.4.2020

Sehr geehrter Herr Bezirksbürgermeister Naumann, sehr geehrter Herr Stellvertretender Bezirksbürgermeister Herz, sehr geehrter Herr Bezirksstadtrat Schruoffeneger, sehr geehrte Fraktionsmitglieder der BVV-Charlottenburg-Wilmersdorf, sehr geehrte Mitglieder des Kleingartenbeirats, des Denkmalbeirats und der Seniorenvertretung,

letzten Dienstag hat der Senat einen neuen Entwurf des Kleingartenentwicklungsplans verabschiedet. Darin ist eine nicht unerhebliche Teilfläche unserer Kolonie urplötzlich entgegen dem 1. Entwurf des KEP als Baufläche für eine Schule ausgewiesen und zwar als einzige Kolonie im Bezirk:

Tabelle 16: Kleingartenanlagen, deren Verlust mittelfristig wegen Nutzungsänderungen zu erwarten ist* Teilfläche einer Kleingartenanlage:

„Bezirk KGA-Nr. KGA- in Charlottenburg-Wilmersdorf: 04083c Am Stadtpark I* 4.255 19  Schule“

https://www.berlin.de/senuvk/umwelt/stadtgruen/kleingaerten/de/kleingartenentwicklungsplan/

Es handelt sich um den Block 1 unserer Kolonie an der Babelsberger Str. mit 19 Parzellen auf 4255m2, das sind 15,7 % der Gesamtfläche der Kolonie und 16 % unserer Gärten.

Dem zugrunde liegen Schulbaupläne zur Erweiterung der seit 2017 bestehenden Wangari-Maathai-Internationalen Schule, deren jetziges Gebäude neben der beanspruchten Fläche liegt. Der neuen Webseite der Wangari-Maathai-Schule ist zu entnehmen:

„Die WMIS ist zurzeit eine Grundschule, die mittelfristig die Jahrgangsstufen 1 bis 6 umfassen wird. Langfristig ist vorgesehen, dass auch eine Sekundarstufe I mit den Jahrgangsstufen 7 bis 10 sowie eine Sekundarstufe II mit der Möglichkeit des Erwerbs einer Hochschulzugangsberechtigung in Form einer Integrierten Sekundarschule oder Kooperation mit einer anderen internationalen Schule angeboten wird.

Das Schulgebäude in der Babelsberger Straße 24 wird für die nächsten Jahre unser Standort bleiben, mit dem Größerwerden unserer Schule wird das Gebäude aber zu klein und wir werden an diesem Standort expandieren“. https://wangari-maathai-schule.jimdofree.com/unsere-schule/%C3%BCber-uns/

Die Kolonie Am Stadtpark I ist mit 119 Parzellen auf 2,7 ha eine kleinere Kolonie. Ein Verlust von 19 Gärten wäre sehr schmerzhaft und würde die Handlungsfähigkeit der Kolonie einschränken, zumal auch der in Privatbesitz befindliche Block 4 mit 13 Parzellen auf ca. 2700 m2 perspektivisch gefährdet ist. Für die übrigen Kolonieflächen wird eine Nutzungsperspektive 2030 in Aussicht gestellt. Unsere sehr schöne innerstädtische Kolonie mit ihren zahlreichen Aktivitäten auch für die Allgemeinheit, mit ihrem offenen Vereins- und Lesegarten, ihrem Mitmachgarten und dem Schul- und Kitagarten ist äußerst beliebt, uns liegen derzeit 151 Bewerbungen für einen Garten vor. Die Kolonie ist wichtig für Leben, Erholung und Zusammenhalt im Kiez von Jung und Alt, für Umweltbildung, Klima- und Artenschutz – gerade auch in Krisenzeiten. Sie wurde 1919 gegründet und ist historisch bedeutsam als größte verbliebene Kolonie des einstigen Kleingartengürtels rund um den Volkspark Wilmersdorf. Sie weist zum Teil noch alte und sehr alte Lauben und einen alten, wertvollen Obstbaumbestand auf[1].

Die Kolonie Am Stadtpark I ist seit vielen Jahren eine konstruktive Dialogpartnerin für Politik und Verwaltung auf Bezirks- und Landesebene. Wir haben uns bei zahlreichen Fachgesprächen, Konferenzen, Gesprächsrunden zur Zukunft der Kleingärten und zum Kleingartenentwicklungsplan eingebracht, auch mit Stellungnahmen. Die Kolonie hat große Anstrengungen unternommen, sich mit ihren vielen Angeboten und Aktivitäten für die Bevölkerung zu öffnen. Der Bezirk hat uns dafür 2016 den Erwin-Barth-Preis „insbesondere für die Nachbarschaftspflege“ verliehen. Stadtrat Oliver Schruoffeneger würdigte uns in seinem Grußwort für unsere Festschrift zum 100. Jubiläum 2019 als „Trendsetter“[2].

Sie können sich vielleicht vorstellen, wie groß unser Entsetzen war, als wir diese neue Version des KEP letzten Mittwoch der Presse entnehmen mussten. Besonders erbittert uns, dass niemand vorher mit uns als Betroffenen das Gespräch gesucht hat. Noch im Herbst letzten Jahres hieß es, die Schule würde in die Levetzowstr. 3-5 umziehen. Dies ist eine obrigkeitsstaatliche Planungspraxis, die einer Demokratie nicht würdig ist und die alle Demokratinnen und Demokraten vor den Kopf stößt. Sie geschah auf Initiative der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie zusammen mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen und wurde in der letzten verwaltungsinternen KEP-Runde von der federführenden Senatsverwaltung UVK nicht abgewendet.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir möchten Sie herzlich bitten, tätig zu werden, um den dauerhaften Erhalt unserer gesamten, für den Bezirk so wertvollen Kolonieflächen zu erreichen. Es gibt viele mögliche Standorte gerade auch einer neuen internationalen Schule für hochmobile Familien, es gibt aber nur einen Standort für unsere in 100 Jahren gewachsene Kolonie. Eine Vernichtung von Gärten mit wertvollem Obstbaumbestand wäre ein Verrat an allem, wofür die Namensgeberin der Schule sich eingesetzt hat, die für ihr Umweltengagement und ihre Baumpflanzaktionen in Kenia den Friedensnobelpreis erhielt. Sie widerspräche auch dem BVV-Beschluss zur Übernahme des Bürgerbegehrens, das den Erhalt der bezirklichen Grünflächen, einschließlich der Kleingärten beinhaltet.

Der KEP-Entwurf wurde letzten Donnerstag vom Rat der Bürgermeister in den RdB-Fachausschuss für Stadtentwicklung, Wohnung, Umweltschutz, Verkehr, Energie und Betriebe überwiesen. Sehr geehrter Herr Herz, hier sind Sie Mitglied. Wir möchten Sie bitten, sich dort für eine Planänderung zugunsten unserer Kolonie einzusetzen.  Dann geht der KEP nach der Stellungnahme des Rats der Bürgermeister ins Abgeordnetenhaus. Es wäre gut und demokratisch, wenn er dort nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern noch diskutiert würde.

Die Frage ist auch, lässt sich auf die Planung für die Wangari-Maathai-Schule Einfluss nehmen? Diese ist bisher extrem intransparent. Warum wurde die Umzugsplanung für die Levetzowstr. 3-5 aufgeben? Wurden alternative Standorte oder auch Alternativen vor Ort erwogen? Eine Option wäre möglicherweise eine Mitnutzung von Räumen des OSZ Leopold-Ullstein. Es kann doch nicht sein, dass nur der Wunsch aus der Elternschaft der Schule zum Tragen kommt, am gegenwärtigen Standort festzuhalten und zulasten unserer Gärten zu expandieren. Es ist nicht bekannt, wieweit die Schulplanung bereits gediehen ist.

Schon einmal, in den 80er Jahren, gab es den Versuch, den Block 1 für Schulzwecke umzunutzen. Dieser Versuch endete unter Mitwirkung der Nachbarschaft vor Gericht mit dem Ergebnis, dass nur ein kleiner Teil der Fläche für einen Sportplatz, der ausschließlich von der Schule genutzt werden darf, abgetreten werden musste. Dieser Sportplatz wird im Übrigen kaum bespielt.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir möchten Sie sehr herzlich bitten, mit allen Ihren Einflussmöglichkeiten in Bezirk und Parteien die Realisierung einer Schulplanung und einer Kleingartenentwicklungsplanung zulasten der Kolonie Am Stadtpark I zu verhindern und keine Kündigung dieser Flächen zuzulassen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Gabriele Gutzmann, 1. Vorsitzende

 

 

 

Anlage: Stellungnahme der Kleingartenkolonie Am Stadtpark I zum Entwurf des Kleingartenentwicklungsplans 2030 vom 12.4.2019

[1] Dr. Gabriele Gutzmann: Zur Geschichte der Kleingartenkolonie Am Stadtpark I. Bachelorarbeit im Studiengang Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur der TU Berlin. 2019

[2] Lauben. Zum hundertsten Jubiläum der Kleingartenkolonie Am Stadtpark I in Berlin-Wilmersdorf. 2019

Mitmachgarten

Bis auf Weiteres ist leider aus Sicherheitsgründen kein gemeinschaftliches Gärtnern möglich. Bis wir wieder zusammen gärtnern können, wird der Garten nur von zwei Mitmachgärtnerinnen betreut. Sollte sich an der Situation etwas ändern,  informieren wir Sie über unsere Webseite, Aushänge und per Rundmail.

Derzeit keine Neubewerbungen und keine Rückmeldungen

Liebe Interessentinnen und Interessenten für einen Garten in unsrer Kolonie,

bitte sehen Sie von Bewerbungen oder Rückmeldungen per Mail oder Telefon ab. Neubewerbungen nehmen wir zur Zeit nicht entgegen, bei Rückmeldungen verlängert sich die Frist, bis Sprechstunden wieder möglich sind oder eine andere Regelung getroffen wurde. Wir halten Sie über unsere Webseite und Aushänge auf dem Laufenden und bitten angesichts der Corona-Krise um Verständnis.

Absage Veranstaltungen und Sprechstunde

Wir werden Sie unterrichten, sobald deutlich wird, wie es danach weitergehen kann. Sollten durch den Ausfall der Sprechstunde und möglicher weiterer Sprechstunden  Fristüberschreitungen bei der jährlichen Rückmeldung  entstehen, so verlängert sich die Frist, bis Sprechstunden wieder stattfinden. Auch Neubewerbungen werden erst dann wieder möglich.

Kiezspaziergang mit Bezirksbürgermeister Naumann

Der mittlerweise 213. Kiezspaziergang von Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann führte am Samstag auch durch die Babelsberger Straße an unserer Kolonie entlang. Zu den zahlreichen Spaziergängerinnen und Spaziergängern gehörte  die Abgeordnete des Wahlkreises Franziska Becker, aber auch zwei Gartenfreunde der Kolonie Am Stadtpark I.  Vor dem Eingang der internationalen Wangari-Maathai-Schule in der Babelsberger Straße 24-25 machte die Gruppe Halt und Reinhard Naumann informierte über die Schule und ihre Namensgeberin, die Kenianische Umweltaktivistin und Umweltministerin. Im Anschluss konnte die Vorsitzende der Kolonie Am Stadtpark I, Dr. Gabriele Gutzmann, außerplanmäßig einiges über die Kolonie  berichten, die in diesem Jahr ihr hundertjähriges Jubiläum gefeiert hat und 2016 den Erwin-Barth-Preis des Bezirksamts für ihre Nachbarschaftspflege erhielt. Der weitere Weg führte die Gruppe dann an der aktuellen Ausstellung der Klein(en) Gartengalerie vorbei, deren Fotos von Lauben der Kolonie mit Texten dazu  derzeit den Koloniezaun schmücken. Leider hatten in der Nacht zuvor Graffitisprayer einige Ergänzungen vorgenommen.

Herbstzeit ist Erntezeit: Kleingärtner unterstützen bedürftige Bürger*innen

Jetzt ist die Zeit, in der unsere heimischen Obstbäume reichlich Früchte tragen. Der Zwetschgenbaum auf der Parzelle von Gartenfreund Oliver trug in diesem Jahr 60 kg. Die Früchte wurden von Gartenfreund Jürgen als Erntehelfer vom Baum geholt und jeweils 30 kg an die Wohnungslosentagesstätte Schöneberg des Union Hilfswerk und der Berliner Stadtmission am Zoologischen Garten geliefert. Dort wurden die Pflaumen mit großem Dank und Freude entgegen genommen. Ganz besonderer Dank gilt auch den Bienen von Gartenfreund Jürgen, ohne deren Bestäubungsleistung diese reiche Ernte nicht möglich gewesen wäre.

  

Wer weiteres Obst spenden möchte und Unterstützung bei der Ernte oder Transport benötigt, kann sich bei Gartenfreund Jürgen melden (030-892 02 988).