2020_05_04 Zuschrift M. S.

Betreff: Leserbrief zu „0,5 Prozent mehr Stadt“ von Ralf Schönball, Tagesspiegel vom 22.04.2020

Ein weiteres, trauriges Kapitel in der scheibchenweisen Beseitigung der bei Rot-Rot-Grün anscheinend so verhassten Kleingärten! Eine der diesmal ins Visier genommenen 17 Gartenkolonien ist die über 100jährige Kolonie „Am Stadtpark I“. 4255 m2 an der Babelsberger Str. sollen ihr weggenommen werden für den millionenschweren Erweiterungsbau der zweiten internationalen Schule „Wangari Maathai“, ein Prestigeprojekt des Berliner Senats. Der Klientel dieser Schule, „hochmobile“ Familien aus Diplomatie und Wirtschaft, ist es wohl nicht zuzumuten, ihren Nachwuchs in einem sanierten oder noch zu sanierenden Schulgebäude unterrichten zu lassen. Möglichkeiten gäbe es mehr als genug, und so war auch vorgesehen, die ehemalige Heinrich-von-Kleist-Oberschule in Moabit zu nutzen. Stattdessen wird eine ökologisch wertvolle  innerstädtische Grünfläche lieber vernichtet, Stadtklima, Umweltschutz  hin oder her. Und die Verkehrsberuhigung: Schon jetzt ist die Babelsberger Str. wegen der Internationalen Schule die wohl verkehrsreichste Sackgasse in der Stadt, hochmobile Familien eben.  Mit dem Erweiterungsbau werden Autolärm und Abgasvergiftung noch zunehmen.

Die zweite Internationale Schule trägt den Namen der bekannten kenianischen Frauen- und Umweltaktivistin, ehemaligen Umweltschutzministerin Kenias und Trägerin des Friedensnobelpreises Wangari Maathei (1940 – 2011). Auf ihre Initiative, dem Green Belt Movement, wurden bislang an die 50 Mio. Bäume in mehreren afrikanischen Ländern gepflanzt! Diese mutige Frau, die für ihren Einsatz für Menschen- und Umweltrechte Haft und Folter erdulden musste, würde sofort den Kampf aufnehmen gegen den geplanten Umweltfrevel von Senat und Schulleitung. Naturzerstörung im Namen einer Naturbewahrerin, für die Schüler und Schülerinnen immerhin eine Lektion in Sachen Zynismus und Dialektik von wohltönendem Gerede über das Gute, Wahre und Schöne und harter Interessenpolitik. Solange das Wahlrecht nicht eingeschränkt oder ganz abgeschafft wird, bei der nächsten Pandemie vielleicht, können auch die einfachen Wahlbürger und Wahlbürgerinnen ihre Stimme erheben gegen die aktive Verschlechterung ihrer Lebens- und Wohnbedingungen. Und zwar nachhaltig!

M. S.

Berlin-Wilmersdorf

2020_05_02 Zuschrift von G. H.

Guten Tag, Frau Gutzmann,

schon mein Vater und auch ich sind in diesem Kiez in Wilmersdorf aufgewachsen und auch zur Schule gegangen. Ich bin erschrocken und erbost darüber, was die Senatsverwaltung hier vorhat.

Diese Kleingartenanlage war Teil meiner Kindheit und ist auch noch heute ein Bestandteil meines Lebens. Wenn ich als Nachbar dieser Kleingartenkolonie vor die Tür trete, habe ich meine Freude an den blühenden Pflanzen zu den verschiedenen Jahreszeiten.

Auch soziale Kontakte zwischen Nachbarn und Kleingartenbesitzern werden durch die Schrebergärten gefördert. Es ist immer Gelegenheit und Zeit für ein Gespräch über den Gartenzaun.

Gerne erinnere ich mich auch an die öffentlichen Feste, die von der Kolonie gemeinsam mit der Nachbarschaft veranstaltet wurden oder auch an die „Tage des offenen Gartens usw. Darauf möchte ich in Zukunft nicht verzichten.

Was kann ich als Nachbar hier tun, dass dieser schöne, historische Block für unsere gesamte Nachbarschaft erhalten bleibt?

Mit freundlichen Grüßen

G. H.

2020_05_02 Zuschrift von R. S.

Liebe Gartenfreunde,

mit Erstaunen und Schrecken habe ich von der Mitteilung gelesen, dass der Block 1 der Kleingartenkolonie zu Gunsten eines Schulneubaus weichen soll.

Ich wohne um die Ecke in der Waghäuseler Straße. Meine Frau und ich erfreuen uns auf unseren Spaziergängen schon seit vielen Jahren an den liebevoll hergerichteten Gärten. Es ist praktisch ein Teil unseres Naherholungsgebietes.

Gerade in diesem Block stehen wunderschöne alte Obstbäume, die als Teil einer grünen Oase absolut erhaltenswert sind. Auch die alten Lauben sind doch ein Stück Kiez-Geschichte bzw. heimatliche Kulturgeschichte, die dann für immer verschwinden würde.

Ich wäre absolut traurig, aber auch erstaunt und wütend, dass unsere gewählten Politiker so etwas kalt entscheiden. Ich bin bereit, Maßnahmen, die zur Erhaltung dieses idyllischen Fleckchens Wilmersdorf beitragen, zu unterstützen.

Mit freundlichen nachbarschaftlichen Grüßen

R. S.

Waghäuseler Straße, Berlin

2020_05_02 Zuschrift von L. W.

Lieber Vorstand,

Es tut mir sehr leid zu lesen, dass eure Kleingartenkolonie „Am Stadtpark I“ gefährdet ist.

Ich wohne seit ca. 40 Jahren in der Nachbarschaft und habe es immer sehr geliebt an den Gärten vorbei zu laufen, als junge Frau mit meiner Tochter und jetzt mit meinen Enkelkindern.

Ich würde es sehr schade finden, wenn der Senat nicht eine gerechtere Lösung, unter Berücksichtigung beidseitiger Interessen finden kann.

Mein Appell: Bitte eine aktive und beliebte Kleingartenkolonie nicht zerstören!

Mit freundlichen Grüßen,

L. W.

2020_05_02 Zuschrift von Stefanie Winckler

„Berlin ist eine grüne Metropole. Dies wollen wir erhalten. Gerade in diesen Wochen spüren wir besonders, wie wichtig das Stadtgrün für die Erholung und die sportliche Betätigung ist.“ Sagte Regine Günther (Bündnis 90/Die Grünen), Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz kürzlich anlässlich der Pflanzung eines Stadtbaumes. Auf der Karl-Marx-Allee werden auf Anregung derselben Senatorin zur Verbesserung des Stadtklimas Parkflächen entsiegelt und in Grünstreifen umgewandelt.

Warum gibt der Senat die Flächen von Block I der Kleingartenkolonie Am Stadtpark I im KEP 2030 für potentielle Bebauung frei und setzt sich nicht für den Erhalt auch dieser für die Stadt wichtigen Grünfläche ein?

Im Block 1 gibt es mehr als 90 Obstbäume, die z.T. bereits sehr alt sind und von heute seltener Sorte. Der Block 1 hat rund 4.000m² Grünfläche, die zur Verbesserung des Stadtklimas und zum Insektenschutz einen wichtigen Beitrag leistet. Unzählige Pflanzen und Tiere leben hier, er ist eine Oase in der immer dichter besiedelten Stadt.

Bildung ist sehr wichtig. Aber, was nützt Kindern Bildung, wenn wir die Umwelt zerstören, in der sie und nachfolgende Generationen leben sollen? Wir sind ihnen Umwelt- und Klimaschutz schuldig.

Deshalb: Zielkonflikte nicht zu Lasten von Grünflächen lösen, keine Zerstörung und Versiegelung von Kleingärten, kein Schulneubau auf Block 1.

Mit freundlichen Grüßen
Stefanie W.

2020_05_01 Zuschrift von Christina Roth

Lieber Vorstand der Kolonie,

leider musste ich lesen, dass der Block 1 eurer Kolonie durch Bebauungsmaßnahmen gefährdet ist. Wir spazieren oft an den Gärten vorbei. Die wunderschönen Obstbäume blühen zur Zeit wunderbar. Es ist ein kleines Kleinod, das an das eigene vormalige Landleben erinnert, viel Lebensqualität sichert, das Lebensmodell Gärtnern eröffnet, Natur präsentiert, und es gehört geschützt!
Wie kann man euch helfen?

Herzliche Grüße
Christina Roth

2020_04_30 Zuschrift von Elisa Ronzheimer

Ich kenne die Kleingartenkolonie „Am Stadtpark I“ von Kindheit an. Sie ist in der Nachbarschaft und im Bezirk eine einzigartige Institution, die Nachbarn und Spaziergänger nicht nur durch das willkommene Grün anzieht, sondern vor allem auch durch die Offenheit und Gastfreundschaft der Gärtnerinnen und Gärtner, die in vielen verschiedenen Veranstaltungen in ihre Gärten einladen. Die Gartenkolonie bringt Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Geschichten zusammen, die gemeinsam an einem Projekt arbeiten – damit bietet sie einen Raum für soziale Begegnungen, der mit Parks und Urban Gardening Spaces nicht zu vergleichen ist.

Auf unverwechselbare Weise gelingt der Kolonie „Am Stadtpark I“ die Verbindung von Altberliner Traditionen mit dem Berlin der Gegenwart. Die Zerstörung einer solchen Tradition (die Kolonie hat 2019 ihr hundertjähriges Bestehen gefeiert!) ist durch alternative Grünflächen nicht zu ersetzen.

Dabei versteht es sich von selbst, dass zusammenhängende Grünflächen nicht nur aus sozialer und stadtplanerischer Sicht, sondern auch mit Blick auf die Klimaentwicklung unbedingt erhalten bleiben müssen. Die Stadtplanung über die Köpfe der Bürger hinweg muss ein Ende haben!

Mit freundlichen Grüßen
Elisa Ronzheimer

2020_04_30 Zuschrift von Patricia McFarlane-Steil

Dear Friends of Wangari Maathai School

I am writing to protest at the Wangari Maathai International School´s proposal to extend the school in Babelsberger Strasse, Berlin Wilmersdorf, at the expense of 19 small gardens in Stadtpark 1 Gartenkolonie e.V.

The destruction of the natural world in the name of a great woman, Wangari Maathai, founder of the Green belt Movement in Kenya, first African woman to receive the Nobel Peace Prize for her work as an environmentalist and promoter of women´s rights, is to me quite shocking. She represents to me, a great leader and was active, years before climate change was taken seriously, as an example for us to follow to protect the environment.

It is a complete puzzle to me that you should have chosen a natural paradise on which to extend your school. For the local people, living in the area in apartments, in modest financial circumstances, the small garden society is an absolutely vital part of their well-being and lives. Children learn about nature, where they would not normally be exposed to it, old folks have a place to potter in and meet friends, the local community are welcomed to come and garden in the community garden. There is also a school garden in cooperation with a local school!

Why destroy it? Berlin is a rapidly developing city, indeed, but does it have to be at the expense of the local inhabitants?

Being an international metropole, in Berlin families come and go as parents move with jobs across the world. English is an international language and having bilingual schools is important, undoubtedly. There are a number of state-funded bilingual schools in Berlin. The long-established and popular Europe schools and Nelson Mandela International School promoting international understanding through bilingual education are a thriving and vital part of the school system. The Wangari Maathai International School is a welcome addition, however, when its expansion to a secondary school causes destruction and hurt, what is gained and what is destroyed?

I suggest, you seek an alternative site for the secondary school, in a place where it will not harm the environment and cause so much heartache and sorrow.

Yours sincerely,
Patricia McFarlane-Steil, gardener in Stadtpark 1 Gartenkolonie e.V.

2020_04_29 Zuschrift von Carla Hüttche, Fabian Zoben und Louis Zobel

Sehr geehrte Frau Gutzmann,

danke für die Benachrichtigung zum Vorhaben des Senates. Die Art und Weise wie der neue KEP an Sie als Vorsitzende der Kolonie herangetragen wurde, bzw. NICHT herangetragen wurde, ist unwürdig. Die Kolonie ist wirklich eine der schönsten und aktivsten, die wir kennen und bemüht sich stets auch über die Zaungrenzen hinaus um den Kontakt im Kiez und ein schönes Miteinander. Wir hoffen wirklich sehr, dass ihr Brief (sehr gelungen!!!) Gehör findet und Raum für Diskussionen schafft. Diskussionen im positiven Sinne. Eine Schule zu erweitern ist ja tatsächlich ein gutes Vorhaben und sicher von gesellschaftlichem Interesse. Daher ist es erstmal gar nicht von der Hand zu weisen, dass es definitiv unfairere Gegenspieler gäbe. Aber einen Bildungsort zu schaffen, indem man einen bereits bestehenden platt macht? Das ist bildungspolitischer Euphemismus.

Bildungsort WMIS erweitern: JA!

Dafür Umweltbildungsort Kolonie Am Stadtpark I schließen: NEIN!

Mit besten Grüßen und gedrückten Daumen,
Carla Hüttche, Fabian Zoben und Louis Zobel

2020_04_28 Zuschrift von Anette Reck

Liebe Frau Dr. Gutzmann,

vielen Dank für Ihr engagiertes und wohlbegründestes Schreiben. Ich bin sehr bestürzt über das Vorgehen zur Erweiterung der Schule und die Gefährdung des Erhalts der Gärten. Wir sind seit 2006 Unterpächter in Block III – damals war meine Tochter noch Schülerin in der Ernst-Habermann-Grundschule und regelmäßig besuchte ihre Klasse im Kunstunterricht unser Gärtchen, um die Bäume und Blumen zu malen und Insekten zu beaobachten. – Zur Feier unseres 100 jährigen Bestehens waren unter den vielen Gästen der Nachbarschaft auch eine Reihe von sehr tanzfreudigen und kommunikativen Bewohnern aus der nahegelegenen Senioreneinrichtung, in der auch meine Mutter seit Jahren wohnt. Was für eine schlimme Ironie, zur Erweiterung einer Schule Kleingärten opfern zu wollen und somit Bedarfe gegeneinander auszuspielen. Ich wünsche uns gelingende Gespräche zum Erhalt unserer ganzen Kolonie für unser Gemeinwesen.

Mit solidarischen Grüßen
Anette Reck